Krisenkommunikation: Vertrauen stiften

In Krisenzeiten zeigt sich die Robustheit der Kommunikation.

Wer sich strategisch und konzeptionell vorbereitet hat, ist jetzt im Vorteil. Wer in ruhigeren Zeiten seine Hausaufgaben gemacht hat, kann in der Krise sicher und zuverlässig kommunizieren. Heute zeigt sich mehr denn je: Kommunikation ist eine Aufgabe für Profis. Erst recht Krisenkommunikation. Das gilt für die Kirche ganz besonders. Sie kann in Situationen, wie wir sie gerade erleben, mehr als nur Zuspruch und Trost spenden: Sie kann menschliche Nähe trotz Distanzen herstellen, sie kann Halt und Orientierung trotz geschlossener Kirchentüren geben. Die Kreativität der letzten Tage in allen Medien und auf allen Kanälen zeigt, was alles möglich ist. Herrlich, wie sich hier Kirche in ihrer bunten Vielfalt manifestiert. Allerdings zeigt sich leider auch Abartiges: Scharlatane und Fundamentalisten nutzen die Gelegenheit, um Botschaften der Gottesstrafe, der Angst und des Zweifels zu platzieren.

Kirchliche Kommunikation ist etwas Anderes.

Papst Franziskus macht es uns beispielhaft vor: Er betet öffentlich und ruft zum Gebet auf. Die Medien des Vatikans haben rasch und gekonnt auf die Pandemie und ihre Folgen für die Seelsorge reagiert. In Text, Bild und Ton verbreiten sie auf allen Medien, insbesondere den sozialen, die Frühmessen des Papstes, seine Gebete, seine Anliegen, seine Appelle. Papst Franziskus strahlt bei aller Sorge und bei allem Kummer stets Ruhe und Gelassenheit aus. Er wirkt authentisch.

Papst Franziskus gelingt noch etwas Anderes: Er trägt dazu bei, dass Menschen an Handlungssicherheit gewinnen. Dazu unterstützt er die notwendigen Massnahmen der Regierungsstellen. Er trägt zur Information und Aufklärung bei und schafft ein Klima des Vertrauens.

Was zeigt uns das Beispiel von Papst Franziskus?

– C’est le ton qui fait la musique. In der Krisenkommunikation kommt es auf den Ton an. Wer in den Jargon der billigen Betroffenheit fällt, hat verloren. Wer doziert und belehrt, ebenfalls. Wer aber versteht, die Nöte der Menschen aufzunehmen, sie mitträgt und darstellt und sie in eine „Kommunikation der Hoffnung“ weiterführt, gewinnt die Herzen der Menschen. Er oder sie wirkt glaubwürdig. Glaubwürdigkeit ist der höchste Wert in Krisenkommunikation.

Präsenz und Sichtbarkeit. In der Krisenkommunikation kommt es auf Persönlichkeiten an, die verstehen, in einer offenen, transparenten und engagierten Kommunikation unaufgeregt die Dinge beim Namen zu nennen, gleichzeitig aber auch Perspektiven aufzuzeigen und Vertrauen aufzubauen.

Gerade jetzt, wo so viele Menschen abgeschottet zu Hause sein müssen, sind sie auf ein vertrautes Gesicht, auf eine vertraute Stimme, auf einen vertrauten Text angewiesen. Papst Franziskus ist da, er zeigt Präsenz. Er wendet sich den Menschen zu.

– Instrumente und Mittel. In der Krisenkommunikation kommt es auf die Wahl der richtigen Mittel an. Welche Kanzel setzt sie die Kirche jetzt ein? Die letzten Tage haben es gezeigt: Die sozialen Medien, insbesondere Facebook, Youtube, WhatsApp und das Livestreaming. Auch hier geht Papst Franziskus mit gutem Beispiel voran: Die Kommunikationsabteilung des Vatikans ist hervorragend aufgestellt. Bei uns in der Ortskirche ist vieles gut gemacht. Einiges ist leider auch, weil nie vorher konzeptionell durchdacht und erprobt, laienhaft.

Die eigene Webseite der Pfarrei oder Ordensgemeinschaft ist überall dort zu einem wichtigen Bindeglied zwischen drinnen und draussen geworden, wo man zuvor in eine leicht zu bewirtschaftende Webseite investiert hatte. Auch die traditionellen Pfarrblätter, Schaukästen, Gebetsvorschläge an der Kirchentür oder im Kirchenraum, der persönliche Brief oder ein Rundschreiben als Ostergruss an alle Pfarreimitglieder können wirksame Instrumente in diesen Zeiten sein.

Auf die Kirche und auf ihre Repräsentantinnen und Repräsentanten wird in Zeiten von Krisen überdurchschnittlich gehört. Das ist ein Vertrauensbeweis und daher eine Chance für die Kirche. Zugleich liegt hier aber auch ein Auftrag für die Zeit nach der Krise: Zuverlässige und glaubwürdige Kommunikation gewährleisten als Teil der Verkündigung und des Gebets. Nutzen wir diese Chance!

Mariano Tschuor

Präsident

26.03.2020